Selbst organisiertes Bikepacking alleine oder in der Gruppe macht Spaß. Ob übers Wochenende ein Overnighter mit „Einkehr“ in einer Waldhütte mit Kumpels und Kumpelinen oder als Solofahrt quer durch Europa. Mittlerweile gibt es aber auch zahlreiche organisierte Bikepacking-Events nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Bevor du auf die Suche nach einem geeigneten Event gehst, solltest du über deine grundsätzlichen Ziele und die Rahmenbedingungen nachdenken.
VON OUTDOO AM 30.04.2024
Folgende Faktoren gilt es zu bedenken:
- Länge der Strecke
- Untergrund
- Art des Rades
- Ride oder Race
- Un(Supported)
- Ausrüstung
Länge der Strecke
Bikepacking Events gibt es auf Strecken von wenigen hundert bis vielen tausend Kilometer. Es empfiehlt sich, mit kürzeren Strecken zu beginnen und zunächst Erfahrung mit Mehrtagestouren zu sammeln. Denn es ist etwas anderes, ob du einmal 100 km am Wochenende fährst, oder ob du dies einige Tage nacheinander tun musst und dein Körper zwischendurch nur kurz regenerieren kann. Von längeren Tagesdistanzen ganz abgesehen.
Wichtig ist, daß du dich nicht überschätzt. Das Radfahren mit Gepäck ist definitiv um einiges anstrengender als ohne.
Tip: Nimm dir bei deinen ersten Bikepacking Abenteuern als Tagesleistung anfangs nicht mehr als 70% deiner üblichen Tagesstrecken vor. So erreichst du dein Ziel entspannt und hast Freude am Sport.
Hier findest du Übersichten über Bikepacking Events weltweit:
www.bikepacking.com
www.apidura.com/bikepacking-events
WELCHES RAD DU BENUTZT IST ABHÄNGIG VOM CHARAKTER DER STRECKE
Untergrund
Von Bedeutung ist auch die Art des Untergrundes. Es gibt reine Straßen- und auch reine Gelände-Events. In den letzten Jahren sind aufgrund der Beliebtheit der Gravelbikes aber auch viele Allroad Veranstaltungen hinzugekommen, die Asphalt und Gelände mischen. Für was du dich entscheidest, hängt von deiner Vorliebe, deinem Rad, aber auch von deinem Können ab.
Tip: Wer zum ersten Mal ins Gelände geht, sollte dies nicht gleich mit Gepäck am Rad tun. Die Gefahr zu stürzen und sich dadurch die Freude am Radfahren zu nehmen besteht immer. Wer sich aber schon einige Zeit sicher im Gelände bewegt, kann sich dies dann auch mit Gepäck trauen.
Rad
Welches Rad du benutzt, ist natürlich abhängig vom Charakter der Strecke. Aber auch die Veranstalter machen gelegentlich Vorgaben und deklarieren ihre Veranstaltung z.b. als Mountainbike Event, Gravelride oder All-Road-Event.
Gibt es zur Art des Rades keine Vorgaben und du bist unsicher, welches Rad du benutzen sollst, dann schau dir Bilder und Berichte der letzten Austragung an. So kannst du erkennen, welche Räder die Teilnehmer damals benutzt haben und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.
Tip: Oft ist die Breite der Reifen ein Thema. Selbst bei reinen Straßenveranstaltungen kann es wichtig sein, mit breiteren Reifen (25 – 32) unterwegs zu sein. Dann nämlich, wenn es über rauhes Pflaster oder auch mal über eine kurze Schotterstrecke geht. Dies ist z.b. oft in Frankreich, Benelux und im Alpenraum der Fall. Der Veranstalter wird in der Regel dazu Angaben machen.
Ride oder Race
Rides haben oft einen geselligen Charakter und sind nicht ganz so hart. Wer es liebt, in Gruppen unterwegs zu sein, oder abends an der Verpflegungsstelle mit Gleichgesinnten vor dem Grillfeuer zu sitzen, der wird einen Ride wählen. Hier steht eindeutig der Spaß am gemeinsamen Radfahren im Vordergrund. Auf diese Weise kannst du auch nette Kontakte in die Bikepacking Community knüpfen.
Brodelt aber der Wettkämpfer in dir, dann steht dir eine Anzahl an Races zur Verfügung, bei denen auf Zeit gefahren wird. Gemessen wird in der Regel die Zeit vom gemeinsamen Start bis zu deinem Einlauf ins Ziel. Dabei werden nicht deine reinen Fahrzeiten addiert, sondern es gilt die gesamte verbrauchte Zeit.
Hier spielt dann auch deine Rennstrategie eine Rolle, deine Fähigkeit, mit wenig Schlaf über die Runden zu kommen, dein Trainingszustand und das Gewicht deiner Ausrüstung.
Tip: Races sind nur etwas für erfahrene Bikepacker und Ultracycler. Sie sind in der Regel härter, als es von außen betrachtet aussieht. Beginne mit Rides und sammle zunächst Erfahrung mit verschiedenen Tagesdistanzen, Logistik, Übernachtung, Verpflegung und so weiter.
Steppenwolf Berlin und ultra.500 sind zwei deutsche Gravel Bikepacking Events, die man ruhig und gesellig, aber wenn es juckt, auch ambitioniert an der Leistungsgrenze angehen kann.
Wen es ins Ausland zieht: Der Bohemian Border Bash ist ein anspruchsvolles Offroad-Abenteuer einmal rund um Tschechien herum. Mit 1300 km und 27000 Höhenmetern eher etwas für bergfeste Graveliers. Ein reines Straßenevent und mit weniger Höhenmetern ist z.B. Utrecht Ultra durch Niederlande, Belgien und Deutschland. Auch eher flacher, aber nicht weniger anspruchsvoll ist z.B. das Allroad-Race Desertus Bikus, welches in Frankreich am Atlantik startet, spanische Wüsten durchquert und am Mittelmeer oder in Portugal endet. Auch unsere eigene outdoo Free Route Allroad Ultra-Cycling Rallye FLATY888 im Juli 2025 hat nur moderate Höhenmeter, obwohl sie durch Mittelgebirge Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz führt. Mit 888 km und unter 7000 Höhenmetern ist FLATY888 auch für Bikepacking-Einsteiger gut zu meistern.
MIT UNTERSTÜTZUNG ODER GANZ AUF DICH ALLEINE GESTELLT
Supported, Self-Supported, Unsupported
Die Bikepacking Veranstaltungen werden als supported, unsupported oder self-supported Events angeboten. Supported bedeutet, dass der Veranstalter logistischen Service bereitstellt, wie z.B. Verpflegungsstellen und vorbereitete Unterkünfte. Oder auch, dass er den Support durch eigene Begleiter zulässt.
Self-Supported bedeutet, dass du alles, was du auf deinem Weg findest, nutzen kannst, jedoch nicht Dinge, die nur für dich bestimmt sind. Jegliche Unterstützung, die du in Anspruch nimmst, muss allen anderen gleichermaßen zur Verfügung stehen. Dazu kann es z.B. gehören, unterwegs im Lebensmittelladen Vorräte einzukaufen, auf einem öffentlichen Campingplatz zu übernachten oder die Radflaschen mit Wasser aus einem Brunnen zu füllen. Das Campen im Garten eines Freundes wäre z.B. unzulässig, da es nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ebenso die Versorgung mit Essen und Trinken durch Angehörige unterwegs oder die Buchung von Unterkünften vor dem Start.
Unsupported ist die härteste Art des Unterwegsseins.bedeutet, dass du tatsächlich keinerlei externe Unterstützung hast. Du musst von Anfang bis Ende alles dabei haben, was du brauchstn, außer Wasser aus natürlichen Quellen. Öffentliche Wasserhähne entlang des Weges sind in Ordnung, aber nicht Wasser aus kommerziellen Quellen, auch wenn es kostenlos ist. Telefonische und digitale Kommunikation gelten nicht als Unterstützung, ebenso wenig wie Zuschauer und Betreuer am Start und im Ziel. Die Nutzung öffentlicher Toiletten gilt nicht als unterstützende Maßnahme, die Nutzung als Unterkunft jedoch schon. Das Aufladen digitaler Geräte oder Stirnlampen an öffentlichen Steckdosen ist zulässig.
Um unsupported unterwegs zu sein, muss die gesamte Ausrüstung vom Start bis zum Ziel getragen werden. Müll (keine Ausrüstung/Kleidung) können unterwegs ordnungsgemäß entsorgt werden. Man kann seine Ausrüstung zurücklassen (z. B. einen Rucksack, während man einen Gipfel erklimmt), wenn man zu ihr zurückkehrt und sie wieder mit ins Ziel bringt. Die Nutzung eines Fahrrads oder Kajaks kann unsupported sein, wenn z. B. das Fahrrad vom Start an gefahren wird, vorübergehend stehen bleibt und zurück zum Ziel gefahren wird. Wenn das Fahrrad oder eine andere Ausrüstung im Voraus abgestellt oder unterwegs zurückgelassen wird, ist es nicht mehr unsupported.
Tip: Beginne mit einer supported Veranstaltung. Dann kannst Du in Ruhe Erfahrungen sammeln, die du später bei einem self-supported Ride oder sogar bei einem self-supported Race einsetzen kannst.
Free Route, Fixed Route
Am einfachsten hast du es bei einem Fixed Route Event. Hier bekommst du die genaue Strecke als gpx-file vom Veranstalter. Die muß dann nur noch auf dein Navi geladen werden.
Free Route hingegen bedeutet, dass du die Route selbst kreieren musst. Von der Orga bekommst du in der Regel Checkpoints, die angefahren werden müssen, teilweise auch definierte Routenabschnitte. Mit z.B. komoot oder dem kostenlosen „brouter“ baust du dir deine Strecke dann einfach selbst. Teste diese Tools vorher in deinem Radalltag ausreichend, damit du deren Möglichkeiten kennenlernt und sie dann zum Bikepacking Event sicher einsetzen kannst.
Ausrüstung
Die Ausrüstung ist natürlich stark abhängig vom Charakter des Events. Z.B. ist die Anzahl und Größe der Bikepacking Taschen stark davon abhängig, welche Art der Übernachtung du einplanst (kurzer Powernap am Wegesrand auf der Isomatte, Campingplatz oder in einer Unterkunft), und ob du dich unterwegs aus Restaurants und Supermärkten verpflegst oder selbst mit Kocher kochen willst.
Auch das Wetter spielt eine große Rolle. Bei kalten Temperaturen wirst du mehr und wärmere Kleidung mitnehmen (z.B. eine ultraleichte Daunenjacke), und wahrscheinlich auch eine robustere Ausrüstung für die Übernachtung, z.B. einen dickeren Schlafsack oder einen zusätzlichen Biwaksack.
Nimm soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich Gepäck mit. Das Gewicht macht dich natürlich langsamer, vor allem an Steigungen, und kostet zusätzliche Energie. Mache vor deinem ersten großen Event unbedingt ausreichend Testfahrten mit deinem Gepäck und lerne, was du unter welchen Umständen wirklich benötigst.
Tip: Am Anfang nimmt man gerne tendenziell zu viel Gepäck mit. Wenn du von deinen Test-Overnightern zurückkommst, überlege ganz genau, welche Teile du nicht benutzt hast und ob du sie beim nächsten Mal nicht zu Hause lassen oder durch etwas Leichteres ersetzen kannst. Mittlerweile gibt es alle Ausrüstungsgegenstände in leichter oder sogar ultraleichter Ausführung.
Schau bei uns im Online Store. Wir machen immer Gewichtsangaben, wenn es darauf ankommt. Oft haben wir die Artikel auch selbst nachgewogen.
Auf diese Weise arbeitest du dich auf dein Idealgepäck hin, das schließlich einen guten Kompromiss zwischen Nutzen und Gewicht darstellt.
UNTERSTÜTZUNG ?
In unserem Store findest du Ausrüstung für jeden Event-Charakter. Wenn du dir unsicher bist, welche Ausrüstung du benötigst oder sonst Fragen zum Bikepacking hast, dann wende dich gerne an uns. Schreib uns eine E-Mail an info@outdoo.store und unsere erfahrenen Bikepacking Spezialisten werden dir wichtige und nützliche Ratschläge geben.